80 Jahre Frieden in Winsen (Aller)

80 Jahre Frieden in Winsen (Aller)

Am 14.04.1945 endete der Krieg in Winsen (Aller) mit dem Einmarsch der Briten.

Die Ausmaße der Kämpfe um meinen Heimatort wurden mir erst 2005 als Schüler klar. Für ein Referat zur Sankt Johannes der Täufer Kirche fragte ich den Küster, warum einige Grundsteine eine stärkere Verwitterung aufwiesen als andere. Damals guckte ein junges Mädchen im Kirchturm über die Aller mit einem Fernglas und die Reflexion des Lichts ließ die Briten vermuten, dass es sich um ein MG-Nest im Kirchenturm handelte, und daher nutzten sie Mörser, um die vermeintliche Feindstellung auszuschalten. Doch wie viel von der Anekdote sich noch in Quellen beweisen lässt ist fraglich. Doch wie sah denn nun die Wahrheit der Kämpfe in Winsen (Aller) vor 80 Jahren aus?

Am 12. April 1945 war Celle bereits von den Briten besetzt und im Frontabschnitt um Winsen (Aller) befand sich nur noch die Kampfgruppe Totzeck. Die Kampfgruppe war von 3 unterschiedlichen Positionen von überlegenen Kräften angreifbar und die militärische Lage aussichtslos. Am Nachmittag traf sich Totzeck mit einem britischen Offizier, um eine neutrale Zone festzulegen, die das Konzentrationslager Bergen-Belsen umfasste, wobei er selbst konstatierte für diese Gräueltaten vor Ort nicht gelebt noch gekämpft zu haben.

Am Morgen des 13. April wurde in Winsen (Aller) die Allerbrücke gesprengt, um den Vormarsch der Briten aufzuhalten doch war dieses Unterfangen selbst sinnlos geworden. Zu erwähnen sei hier auch der Sprengungsversuch in Jeversen am 9. April, welcher ebenfalls von Totzeck befohlen wurde. Der Bürgermeister von Winsen (Aller) versuchte ihn noch von dem Gegenteil zu überzeugen, worauf Totzeck nur entgegnete, dass er einen Befehl auszuführen habe. Die ersten Panzer der 6. Luftlande-Division erreichten hingegen Südwinsen um Mittag und verlangten die Entwaffnung der Bevölkerung und die Benennung aller im Ort anwesenden Soldaten. Für die Allerbrücke selbst interessierten sie sich nicht und zogen über Oldau nach Celle weiter. Über Thören kamen die ersten Truppen der Briten des „Cheshire Regiments“ und der „Kings Royal Hussars“ bei Bannetze wurden sie durch 2 deutsche 88mm Flakgeschütze aufgehalten und verloren 2 Panzer, dennoch konnten sie kurz darauf die Stellungen ausschalten.

Der 14. April 1945 begann mit einem deutschen Artilleriebombardement auf die Briten um 5:30 und ein Vorstoß nach Winsen (Aller) gelang aufgrund der getarnten deutschen Stellungen zunächst nicht. Daher wurden umfangreiche Vorbereitungen auf einen Angriff auf Winsen (Aller) getroffen. Um 16 Uhr wurde Winsen (Aller) mit massiven Jagdbomberangriffen beschossen, worauf ein Artilleriebombardement folgte. Das britische „Fife and Forfar“ Panzerbataillon bezog am Waldrand Stellung und beschoss die Ortschaft. Die „Cheshires“ stießen nach Norden ausholend zur Meißendorfer Straße vor. Durch Panzerfaustbeschuss verloren die Briten in dieser Zeit 2 weite Fahrzeuge. Die letzten Gefechte fanden an der Meißendorfer Straße statt und schließlich zogen die Briten um 21 Uhr nach Winsen (Aller) ein. Die deutschen Truppen unter Totzeck hatten sich aufgrund der hoffnungslosen Lage zurückgezogen. Das Tagebuch der „Cheshires“ bezeichnete die Gefechte um Winsen (Aller) als ein „hartes Stück Arbeit“. Der Krieg in Winsen (Aller) fand an diesem Tag sein Ende.

Die letzten Gefechte im Gemeindegebiet fanden am 15. April statt. Noch in der Nacht stießen die Briten bis nach Wolthausen vor, welches sie unter Artillerieunterstützung innerhalb einer Stunde einnahmen. Bis Walle hatten die Briten mit keinerlei Widerstand mehr zu kämpfen. Hier kam es zum letzten Gefecht der Kampfgruppe Totzeck. Der Oberst sah es als eines deutschen Offiziers unwürdig an sich über die neutrale Zone zurückzuziehen. So starb er und 3 weitere Soldaten im Artilleriefeuer. Mit der Einnahme von Walle war der Krieg endlich über das heutige Gemeindegebiet hinweggezogen.

Konstantin Voßberg  -  CDU-Gemeindeverband Winsen (Aller)